Traditionelle Häs
der Konstanzer Fasnacht
Die Vielfalt der Konstanzer Fasnacht mit ihren Häs ist schon bald nicht mehr zu überblicken. Die Bücher, die all das bunte Treiben aufnehmen sollen, werden immer dicker.
Einige Figuren sind in diesen Büchern sozusagen mit Stammplätzen vertreten. Die traditionellen Häs, die schon fast verschwunden, wieder auferstanden sind. Wie schön, dass gerade sie das fasnächtliche Treiben mitbestimmen.
„Blätzlebuebe eins, zwei,drei,
gond vum erste Hahneschrei…“
Uralt,
aber ganz jung
Im Konstanzer Münster, an der Empore, zieren die „Konstanzer Buben“ den Bogen über dem Hauptportal. Einer davon könnte das Abbild eines Urahns der Blätzlebuebe sein.
Wann der Blätz denn nun entstand, weiß keiner so genau. Vielleicht ist ja doch der Bub über dem Hauptportal im Münster ein erster Blätz. Vielleicht hat unser Blätzlevatter Ludwig Müller doch mit 1363 die richtige Jahreszahl parat 😉.
Jedenfalls hat er mit der Gründung der Blätzlebuebe-Zunft e.V. und mit der Aufnahme in die Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrengesellschaften 1938 den Grundstein zum Erhalt eines der buntesten und, wie wir meinen, eines der schönsten Häs der Fasnacht gelegt.
Man mag es fast nicht glauben, wenn man das bunte Meer der Blätzlebuebe an Fasnacht unübersehbar und unüberhörbar durch die Gassen strählen sieht. Und dennoch – So richtig los ging’s, als es schon fast vorbei war. Es waren nur noch sehr wenige, als 1934 Ludwig, damals Elferrat der Elefanten AG, und Blätzlemutter Hadwig Müller als Blätz bei den Elefanten im Umzug mitliefen. Der folgende Zweite Weltkrieg verhinderte die weitere Wiederbelebung.
Nach dem Krieg nahm der Blätzebue jedoch einen kometenhaften Aufstieg zu einem der größten Zünften der Schwäbisch-Alemannischen Fasnacht.
Mit ihren bunten Häsern, ihrem lebendigen Vereinsleben und den vielfältigen Abteilungen (Fanfarenzug, Bueble-Musik, Laternentanz, Fahnenschwinger) sind die Blätzlebuebe heute eine der Säulen der Konstanzer Fasnacht.
Totgesagte Narren leben länger
Was für den Blätz gilt, stimmt genauso für’s Hansele.
Uli Topka und Peter Längle lassen in ihrer Publikation über das Hansele den verstorbenen Konstanzer Grafiker und Historiker Erich Hofmann zu Wort kommen: “…über die Hauptfiguren unserer (Konstanzer) Fasnacht muss ich doch noch etwas mehr sagen: über unsern Hansel. Diese merkwürdige Gestalt ist übrigens die einzige Fasnachtsfigur weit und breit, die nicht organisiert ist und trotzdem lebt, hier im alten Häs wie er bis in die zwanziger Jahre hinein zu sehen war. Ist es ein degenerierter Blätz ohne Blätzle oder ein Weißnarr…? Er soll früher auch eine Holzmaske getragen haben. Warum hören wir erst 1840 von ihm und dann immer nur Schlechtes? Er wurde meist von Schülern getragen, und die Klassen unterschieden sich durch verschiedene Kammfarben.”
Beklagt wurde auch hier allenthalben, dass das Hansele über die Jahrtausendwende ausgestorben zu sein schien. Die beiden Autoren (Peter Längle, Ehrenzunftmeister und Uli Topka Ehrenrat & Archivar der Blätzlebuebe) wollten das nicht hinnehmen.
Mit großem Erfolg, denn das Hansele wurde in ungeahnter Vielfalt wiedergeboren und ist heute eine eigene Abteilung der Blätzlebuebe-Zunft und auch von der VSAN (Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrengesellschaften) anerkannt.
So sind Blätz und Hansele nach Jahren wieder vereint, wie auch auf dem ersten erhaltenen Foto aus dem Jahr 1928. Dort sind Blätzlebueb und Hansele schon zusammen abgebildet
Allen zur Freud und niemand zum Leid
Es ereignet sich in jedem Jahr, direkt am SchmuDo, dass nach Einbruch der Dunkelheit, mehrere Hundert, ja Tausende, bekleidet mit einem weißen Nachthemd, weißen Handschuhen, einer weißen Zipfelmütze oder Schlafhaube, sowie mit weiß bemaltem Gesicht durch die engen Gassen der altehrwürdigen Stadt Constantia ziehen.
Und das – gänzlich entgegengesetzt zur Bekleidung – keineswegs lautlos. Bewaffnet mit Rätschen, Topfdeckeln, Blechtopf, Trillerpfeifen – kurz gesagt mit allem, was infernalen Krach verursacht, ziehen die Hemdglonker durch die Niederburg, die ihr Festkleid mit tausenden Stofffetzen angelegt hat.
Die Schüler tragen ihre selbstgebauten, selbstgemalten und selbstgedichteten Transparente durch die Gassen, damit ein jeder sich davon überzeugen kann, was sie unter ihren Pädagogen so alles tapfer erdulden. Transparent, von innen beleuchtet, sind nicht nur die getragenen Dreiecke, beleuchten die Schüler darauf doch jedes noch so kleine Fehlverhalten ihrer Lehrkräfte und benoten deren pädagogische Leistungen sehr transparent.